Ein Royal Flush ist beim Pokern das höchste Blatt. Und wer gerne pokert, weiß, wie selten dieses Blatt vorkommt. Als ich diese Meldung vom dailyplaces-Gründer Stefan Pohl bekam, habe ich das Blatt vor mir gesehen
Wir werden morgen [Anm.: auf der re:publica] – so Apple gnädig ist – ein Update veröffentlichen, dass den so genannten Place Chat in unsere Apps für iPhone und Android integriert. Nutzer, die an einem Ort eingecheckt sind, können dann mit anderen Nutzern am selben Ort chatten und sich so direkt und in Echtzeit mit einer geschlossenen Gruppe vor Ort austauschen. Es ist ebenso möglich einem weiter entfernten Place Chat beizutreten und so beispielsweise die Stimmung vor Ort abzufragen, Echtzeitempfehlungen zu erhalten oder eine Verspätung mitzuteilen.
Ich bekomme selten pippi in die Hose, wenn ich News über Startups lese, mindestens genauso selten wie ein Royal Flush-Blatt. Dieses Mal sind meine Augenbrauen spock-artig nach oben gezuckt, meine Mundwinkel haben sich zu einem sehr breiten Grinsen verzogen.
Wenn die Jungs dieses Blatt gut spielen, haben sie einen Hit gelandet. Allerdings, und das ist klar, wird es ihnen von Deutschland aus nicht gelingen, befürchte ich. Entweder gehts in die USA, sucht schleunigst über Kontakte die besten Financiers oder schwirrt weiter im schnöden Webmarkt Deutschland herum. Ich weiß ja nicht einmal, ob Ihr wisst, was Ihr da für ein Blatt in der Hand habt. Dieses ganze Check-in Gedöns bekommt erstmalig einen echten Sinn und Nutzen, statt nur bloße Orden, Kaffeegutscheine und Glasperlen zu sammeln. Die Anwendungsszenarien sind beliebig vorstellbar. Wenn zudem die Hürden so niedrig wie nur möglich gehalten sind, strike. Soweit ich weiß, gibt es weltweit kein Baby, das diese simple Idee dergestalt kombiniert hat. Vom Rest, Twitter/FB-Connect will ich gar nicht reden, das ist Standard. Und davon, dass Ihr das bisherige DailyPlaces-Gedöns im herkömmlichen Sinne eigentlich auch weglassen könnt, so dass Ihr Euch nur auf Place Chat fokussiert und das Produkt damit eindeutig positioniert, rede ich auch. Aber ich befürchte auch hier, dass Euer Gründerherz an diesem Modul hängt. Ich sage Euch bloß meine Meinung: Lasst den Quatsch so raus, dass es nicht mehr im Fokus steht, scheiß auf Check-Ins der Checki-Ins wegen. Zeigt Foursquare und Gowalla und Facebook Places den Stinkefinger! Zeigt dem Kunden, was Ihr wirklich seid. Ohne Buzz kein Preis, nicht hier, nur in den USA.
Martin Weigert von Netzwertig.com hat sich bei der Bewertung norddeutsch zurückgehalten: Dailyplaces vereint Check-Ins und Echtzeit-Chat.
Macht drei Kreuze: „Heute ist ein Tag, den ich mir rot anstreiche. Eine Innovation aus deutschen Landen, die Check-Ins einen Sinn gibt“.
12.04.2011 um 16:33 Uhr
Naja, mich haut es ehrlich gesagt nicht von den Socken. :)
Werds aber beobachten.
12.04.2011 um 16:36 Uhr
gibst mir bitte Bescheid, wie das Gefühl (!) war, in verschiedenen Situationen?
12.04.2011 um 17:07 Uhr
Ich find die Place Chat Geschichte äußerst interessant. Daily Places generell ist ein sehr interessantes Start-Up da man eine wahre Social Gaming Komponente hat, denn man kann ja Anteile von Places für virtuellen Chash kaufen und so sein Cash vermehren. Dieses Gimmick fehlen foursquare, gowalla und Co…
12.04.2011 um 17:35 Uhr
Mensch. Wahnsinn. Ich darf mich virtuell mit Menschen unterhalten, die direkt neben mir stehen? Wow!
12.04.2011 um 17:49 Uhr
immer diese fantasiebegabten Menschen :))
12.04.2011 um 19:56 Uhr
Hi Robert,
Dein euphorischer Beitrag war reine Ironie, oder?
Falls es Dein Ernst war, erklär es mir bitte noch mal – scheint zu hoch für mich sein. Also, ich gehe in eine Bar und chatte mit meinem Android-Handy mit den Leuten, die am Nachbartisch sitzen? Ist doch so gemeint, oder?
Wow, das scheint echt eine Killerapp zu werden!!!!
12.04.2011 um 19:59 Uhr
willkommen im 21 Jahrhundert, oder redest Du heute mit Deinem Kollegen nicht per Mail, der ein Büro neben Dir sitzt, sprichst mit dem anderen Kollegen per Telefon, der zwei Büros weitersitzt und besprichst den Abend mit Deinem Kumpel via Chat, der eine Straßenecke weitersitzt?
Ortsbasierende Kommunikation ohne fixe Connects ist das, was im Netz noch fehlt. Wer die Bedeutung dessen nicht sieht, tut sich mit allen übrigen Komm-Medien schwer, was deren Bewertung und Tragweite angeht. Ich kann Dir leider nicht auf die Sprünge helfen.
12.04.2011 um 20:10 Uhr
Nein, ich glaube, Du kannst mir leider wirklich nicht auf die Sprünge helfen – ich verstehe es immer noch nicht. Also ich gehe in eine Kneipe und dann sehe ich am hinteren Ende Freunde von mir stehen / sitzen. Wenn ich jetzt schon keine Lust auf eine direkte Kontaktaufnahme habe (Warum gehe ich dann überhaupt in eine Kneipe?), gibt es evtl. einige Menschen, die eine SMS schreiben würde („Huhu, schau mal, ich bin auch da, winke, winke …“). Ich bin nicht so der SMS-Freak und würde daher lieber per Telefonanruf meinen 7 m. entfernten Kumpel anrufen.
Aber wo ist jetzt der Vorteil an dieser Chatgeschichte????
Oder soll das vielleicht so eine Dating-Nummer werden, für Leute, die sich nicht kennen und zu schüchtern sind, die Angebetete direkt anzusprechen?
Mal ehrlich, beschreib mir doch mal ein praktisches Anwendungsgebiet?
12.04.2011 um 21:13 Uhr
@Kai: Du kannst natürlich immer auch mit Leuten Chatten die noch nicht Deine Freunde sind, aber mit Dir den „Place teilen“. Du kannst auch mit Leuten Chatten wenn Du selbst noch nicht am Place bist. Es muss immer nur einer eingechekt sein, um den „Place-Chat“ generell möglich zu machen. Dann können sich beliebig viele Menschen dran hängen. Vielleicht wurde dies nicht ganz deutlich.
Die Szenarien beschrieb Robert sehr treffend und ich denke jeder kann sich ein generelles Szenario vorstellen. Aber genauso wie Twitter, 4sq und sogar FB nicht für jeden Sinn macht, so wird es auch bei Dailyplaces der Fall sein.
In den letzen Wochen der internen Praxis-Tests mit den Mitarbeitern bei DP und einigen Testern wurde uns klar, dass man über einen Check-In basierten Chat sehr viele Situationen besser und schneller kommunikativ begleiten kann als über Telefon, Mail, #tags oder andere uns bekannte Services.
Mein Username ist „ae“ und ich freue mich auf einen Chat mit Dir. Wenn es Dich nicht überzeugt dann geht in der besagten Kneipe das erste Bier auf mich! :-)
13.04.2011 um 04:10 Uhr
Sehr gute Idee doch sehe Problem mit der Privatsphaere. Ich war zum Wochenende im Hotel und sah wer noch eingecheckt war (mit Bild..FB Places). Wenn ich die Moeglichkeit haette jetzt noch mit den Eingecheckten zu chatten so muessten einige Sicherungsvorkehrungen getroffen werden. Allein die Namen der in FB eingecheckten Leute zu sehen ist schon ziemlich viel Information, die man auch haette einfach missbrauchen koennen. Ich bin mir sicher, dass FB hier ein Problem sieht.
Anyways….stimme Dir zu wg. dem Buzz. Entweder jetzt heftig expandieren oder sich zum StudiVZ entwickeln. Aus D heraus wird dies nicht gelingen!
13.04.2011 um 06:36 Uhr
Hallo
@Kai
Dein Argument ist völlig richtig, wer in eine Bar geht und am Tisch gegenüber Freunde sieht und sich nicht mal zu einem persönlichen Gespräch bewegen kann, der wird wohl nicht mehr lange Freunde haben.
Allerdings kann man das auch von einem anderen Standpunkt aus sehen. Du gehst in eine Bar und keiner deiner Freunde ist dort, siehst aber in der App 3 unbekannte Leute im Chat. Du kommst ins Gespräch durch den Chat und später sitzt du dann am selben Tisch.
@Robert
Es gibt für lokalisierte Dienste eine riesige Auswahl an Geschäftsmodellen, die bisher noch nicht den Weg in die mobile Welt gefunden haben, dies aber mit Sicherheit noch tun werden. Jedoch ist der Dienst von Dailyplaces jetzt schon unter starkem Druck und Konkurrenz.
Facebook hat ja bereits begonnen den Markt anzugreifen, was natürlich nicht heißt das die Verteidiger gegen keine Chance haben aber da muss man sich schon mehr einfallen lassen.
Der Schritt in die USA wäre aber auch meiner Meinung nach sinnvoll. Alleine schon, weil dieser Umweg über den US-Markt viele Dienste weltweit nach vorne gebracht hat.
LG Daniel
13.04.2011 um 12:16 Uhr
Also ich find, das es eine interessante Idee ist. Vorallem, weil ich, wie ich gerade gesehen habe, nicht an einem Place einchecken muss, um an einem Chat teilzunehmen. Da fallen mir gleich ein paar Einsatzmöglichkeiten ein ;-) Und ich werde, bevor ich mir eine Meinung bilde, das Teil auf der Republica mal testen.
18.04.2011 um 08:17 Uhr
Endlich ein flexibler Place Chat, sehr innovativ!
18.04.2011 um 10:23 Uhr
Ich wollte mal das Beispiel mit der Kneipe aufgreifen und richtig verpacken.
Das oben genannte Szenario mag vielleicht zutreffen, wenn man nur fünf Leute zur Auswahl hat.
Aber mal ehrlich, wir reden hier über eine unüberschaubare Menge von Menschen, die man alle nicht kennt. Wenn man nun Dailyplaces als Community zu rate zieht, hat man im Chat schonmal jemanden an der Hand, den man zur Location befragen kann. Auch an Orten, die in der Nähe sind, die man abwägt zu besuchen.
Auch auf Web 2.0-Konferenzen finde ich das sehr praktisch, um neue Leute kennenzulernen. Denn dort sind, wie wir alle wissen, nicht nur extrovertierte Redner anzutreffen, sondern größtenteils introvertierte Nerds.
Ein weiteres Anwendungsbeispiel, wo ich Dailplaces selbst oft nutze, sind Restaurants. Dort würde ich zum Beispiel auch nicht wollen, dass mich jemand fremdes während dem Essen anquatscht und fragt, wie mir der Laden gefällt. Daher bietet der Chat auch hier eine sinnvoller Alternative.
Aber am Ende muss doch jeder für sich selbst entscheiden, ob er sich mit solchen Plattformen anfreunden kann.
Ich drücke der Crew von DP auf jeden Fall weiter die Daumen, dass es weiter so gut läuft mit den Ideen und hoffe auch, dass diese bei einer Vielzahl von Usern ihren Anklang finden.
19.04.2011 um 23:06 Uhr
@Robert:
http://yobongo.com/
19.04.2011 um 23:06 Uhr
danke