Im Artikel „Warum ich liebend gerne blogge“ hatte ich versprochen, über das Thema „verdient man damit Geld“ zu schreiben. Genauer gesagt hatte ich geschrieben, dass ich etwas dazu sagen würde, warum mich die Frage nervt. Und ich erweitere zugleich die Antwort, ob das mit dem Finanziellen etwas auf sich hat.

A. Die Nerv-Frage
Die Frage „verdienst Du damit Geld“ ist neben „hast Du auch RL Freunde“ die Standardfrage schlechthin, die ich in Unterhaltungen sofort (!!!) zu hören bekommen hatte, wenn es um mein damaliges Blog „Basic Thinking“ vor dem Verkauf ging. Und hat mich immer gewurmt, warum die Menschen nix anderes im Sinn denn diese Frage hatten, die sie zu Beginn des Gesprächs umgehend nach der Vorstellung los werden wollten. Bloggen habe ich damals wie heute als inneren Antrieb empfunden. Und einen intrinsisch motivierten Menschen nach Geld zu fragen, ist so mit das Dämlichste, was man tun kann. Es stellt die Motivation dieses Menschentypus in Frage und andererseits ist es taktlos, da das Gegenüber wenig Fingerspitzengefühl zeigt, sich zunächst überhaupt auf die Person einzulassen. Das ist nicht nur eingeschränkt aufs Bloggen. Man findet es überall. So ist es nicht erst seit gestern bekannt, dass man im Job nicht alle Typen nur und ausschließlich mit Geld locken kann, im Gegenteil, manchmal schädigt das Übergewichten finanzieller Karöttchen die Beziehung zum Angestellten.

Jedoch, es ist kein Wunder in dieser ökonomisch durchsetzten Gesellschaftsform, dass man Menschen bloß auf das Finanzielle reduziert, wenn es um ihre Motivationsmuster geht. Ich kann es einerseits verstehen, andererseits muss ich es nicht gut heißen. Was mich aber auch nicht daran hindert, auf die beliebte Frage einzugehen, wie sich Bloggen zu Geld verhält.

B. Verdient man mit Bloggen Geld? Wahr oder unwahr?
Antwort vorneweg: Selbstverständlich (see below), aber…

C. Wie verdient man Geld?
Ich unterscheide zwischen direkter und indirekter Monetarisierung.

C.1. Direkte Monetarisierung
Prinzip: Mit steigenden Besucherstrom eines Blogs steigen die Verdienstmöglichkeiten über Werbeeinnahmen. Das ist zugleich der größte Knackpunkt überhaupt. Man braucht dazu Zeit (die ist knapp), man braucht ein gutes Schreibhändchen und die richtige Themennase. Zudem Ausdauer und Biss, bis man überhaupt in nennenswerte Besucherregionen kommt. Viele haben nicht mal ansatzweise das notwendige Maß an Motivation, wenn sie sich lediglich extrinsisch (eben über Money) definieren, da sie auf dem langen Weg die Motivation verlieren, weil eben nicht genug an Kohle früh genug zusammen kommt, um die Motivation so lange aufrecht zu erhalten. Teufelskreis. Intrinsisch motivierte Blogger haben es da wesentlich leichter. Sie bloggen und bloggen, ob nun Geld reinkommt oder nicht. Ich habe immer gesagt, dass ist wie „ich schlafe sowieso und bekomme auch noch Geld dafür“.

C.1.1 Welche Werbemöglichkeiten kennen wir hauptsächlich?
Wir kennen Google AdSense, das Amazon-Programm und eBay-Programm, Linkverkauf, Affiliate-Programme über Anbieter wie Zanox, Sponsoren bzw. Werbepartner (vermittelt oder nicht, egal jetzt). Kommen wir nun zur Gretchenfrage:

C.1.2 Wie viel verdient man denn nun damit?
Als Anhaltspunkt nehmen wir die Platzierung von Google AdSense-Bannern auf dem Blog, damit wir eine grobe Orientierung über die Einnahmen haben. Google AdSense ist ein sehr beliebtes Werbemittel. Wichtig sind drei Faktoren:
1. Besucherstrom (gemessen in Page Impressions)
2. Klickrate (wie oft klicken Besucher auf ein Banner = 1%)
3. Einnahme pro Klick (wieviel verdient der Blogger pro Klick = 10 Cent)
Einnahme = Page Impressions x Klickrate x Einnahme pro Klick

Beispiele mit 1% Klickrate und 10 Cent je Klick:
– Ein Blog mit 1.000 Page Impressions/Monat = 1 Euro/Monat
– Ein Blog mit 100.000 Page Impressions = 100 Euro/Monat
– Ein Blog mit 1.000.000 PIs = 1.000 Euro/Monat

Die Einnahmen können stark schwanken:
– Je nach Platzierung der Banner (Klickrate +/-)
– je nach Inhalt (Branchen mit hoher Dichte im Online-Wettbewerb zahlen mehr = Einnahme pro Klick +/-)
So könnte ein Blog mit 100.000 PIs/Monat, einer 3% Klickrate und 1 Euro pro Klick 3.000 Euro/Monat verdienen.

C.1.3 Die Masse
Die meisten Blogs bewegen sich weit unterhalb der 100.000 Page Impressions Marke. Daher kann man wohl sagen, dass die meisten Blogger in D so gut wie nichts an Werbung verdienen, wenn (!) sie denn überhaupt Werbemittel einsetzen.

C.1.4 Die Minderheit
Die meisten, etwas ernsthafter betriebenen Blogs schwanken um die 100.000 Page Impressions pro Monat. Da Traffic ein stark limitierender Faktor bei den Werbeeinnahmen ist, verdienen diese Blogger in der genannten Traffickategorie um die 100 Euro. Mit dem von Google verpönten und daher etwas brisant anzusehenden Linkverkauf kann das Einkommen Traffic unabhängig (die Basisberechnung beruht nach wie vor auf dem PageRank, nicht auf dem Traffic) auf bis zu 500 Euro/Monat und mehr steigen. Allerdings gibt es in der Gesamtmenge der Blogs nur wenige, die über 100.000 PIs/Monat kommen. Ich habe keine Daten parat, aber gefühlsmäßig und aus Erfahrung würde ich behaupten, dass es nicht mehr als 10% sind.

C.1.5 Werbekunden
Kommen wir zu einem weiteren Faktor. Mit steigenden Traffic steigt in der Regel auch die „Bedeutung“ des Blogs bei den Werbefirmen, da es zu einem direkten Multiplikator wird. Unternehmen fragen die Blogger direkt an, ob sie ein Werbebanner anbringen dürfen. Die Einnahmen aus der Platzierung dieser Art von Werbebannern übersteigen in der Regel die Einnahmen aus AdSense, eBay, Amazon, Affiliate und Linkverkauf. Manche Blogger bekommen rund 10 Euro auf 1.000 Page Impressions (macht rund 1.000 Euro/Monat auf 100k PIs), manche auch 50 Euro auf 1.000 Page Impressions. Hierbei wird neben reinem Traffic sozusagen auch das Branding des Blogs dazu bezahlt. Daher die etwas höheren Einnahmen. Wer ein etwas bekannteres Blog betreibt, kann daher ohne Weiteres ab 1.000 Euro/Monat und aufwärts rechnen. Das Aufwärts kennt an sich kein Limit, klar.

C.1.6 Kommen wir zur Spitzenverdienergruppe
Zu den best verdienensten Blogs in D gehört beispielsweise das MyDealz-Blog, das mit rund 8,3 Mio Page Impressions/Monat eine erkleckliche Summe aus Affiliate-Links verdient. Als Anhaltspunkt habt Ihr die Vergleichsrechnung mit Google AdSense. So kommen in diesem Bereich immer mehr sog. Gutscheinblogger zusammen. Ähnliches ist im Bereich Mode zu beobachten. Im Technikbereich können wir NetBookNews nennen. Im Verlagsbereich das Bildblog und Turi2. Im Bereich Entertainement/Kultur Nerdcore und Spreeblick. Usw usf etcpp.

C.1.6 Werbe-Resumee
Abschließend können wir sagen, dass die wenigsten Blogger aus Werbeeinnahmen ein Haushaltseinkommen generieren, das mit einem üblichen Einkommen aus Angestellten-Dasein zu vergleichen wäre. Ganz wenige Blogger verzeichnen Umsätze, die Manager-Gehältern gleichkommen. Hierbei verschwimmen auch die Definitionsgrenzen eines „üblichen“ Bloggers, da einige Seitenbetreiber ein Blog als CMS nutzen, nicht aber als Blogger über ihr Befinden oder ihr Wissen schreiben, sich auch nicht als Blogger bezeichnen. Zudem ist in den letzten Jahren eine spürbare Zunahme der Werbeeinnahmen zu verzeichnen, das kann ich aber leider nicht statistisch bestätigen, weiß es nur aus einer Vielzahl aus Gesprächen. Was auch daran liegt, dass die Werbeindustrie Blogger verstärkt als Multiplikatoren ernst nimmt und ins Auge fasst.

Ein abschließender Punkt: Intrinsisch motivierte Blogger machen einfach ihr Ding unabhängig der Verdienstmöglichkeiten. Heißt umgekehrt, dass sie nicht sonderlich effizient beim Geld Verdienen sind, denn sie richten nicht den Fokus und ihre mentale Power darauf aus. Sie habe aber aufgrund der langen Motivation und dem damit einhergehenden langen Atem – der dazu notwendig ist – eher Chancen Geld zu verdienen denn rein monetär fixierte Blogger. Rein extrinsisch motivierte Blogger sind zwar effizienter beim Geld Verdienen, aber auf zunächst niedrigeren Niveaus. Um auf spürbare Niveaus zu kommen, brauchen sie viel mehr Power, Atem und Geduld. Das geht unterwegs gerne verloren, den guter Content ist im Netz wahrlich kein rares Gut und der K(r)ampf um Eyeballs harter Wettbewerb in allen Richtungen (vom Kleinstblogger bis Multibillion $ Verlage). So gesehen bräuchte es ein Mittelmaß. Einen guten Schuss intrinsischer Motivation und einen gesundern Schuss extrinsischer Motivation. Schwer zu vereinen in einer Person, oder?

C.2. Indirekte Monetarisierung
Bei der indirekten Monetarisierung generiert das Blog eben nicht Umsatz über die Einblendung von Werbebannern. Vornweg: Wer diesen Weg wählt und nutzt, macht erfahrungsgemäß weitaus mehr Umsatz damit unter dem Strich. Und, diese derart vom Blog profitierende Gruppe ist weitaus größer denn die Gruppe der Blogger, die spürbare Werbeeinnahmen ab 100 Euro verzeichnen. Welche Möglichkeiten kennen wir hierbei?

C.2.1 Der Student
Wer lange und ausführlich über ein Thema bloggt, wird mit der Zeit zu einem anerkannten Experten. Gerade Studenten erhöhen damit um ein Vielfaches die Chance auf einen guten und lohnenswerten Arbeitsplatz. Ich bin so frech und sage, das Blog war ein Einstiegsgehalt wert und viel wichtiger einen besseren Berufseinstieg (statt bei einer Klitsche bei einem Top-Unternehmen), was kaum mit Geld aufzuwiegen ist.

C.2.2 Der Selbständige
Der Selbständige, der viel Zeit in sein Blog investiert, erhöht seine Reputation, seine Wahrnehmung und seine Kundenkontakte. Ich bin etwas lustlos an dieser Stelle, die logische Kette zwischen Awareness und Umsatz aufzuzeigen, da sie Selbständigen klar sein sollte. Freaks wie Gary Vynerchuck behaupten, dass sie aufgund ihrer Blog-Aktivitäten ein Plus an Millionenumsätzen verzeichnet haben. Einige bloggende, deutsche Selbständige sind bei Weitem nicht ganz so extrem drauf, haben sich aber Dank ihres Blog ihre Existenz gesichtert.

C.2.3 Der Arbeitslose
Auch hier gilt das Gleiche wie beim Studenten und Selbständigen, nur in dem Fall hat der Arbeitslose eine höhere Chance, eine Anschlussbeschäftigung zu finden, zumal er von Grund auf mehr Zeit haben sollte, sich mit dem Blog zu befassen. Und Zeit ist stets ein ganz großer Knackpunkt beim Bloggen (Vergleich: MyDealz kommt ohne 7 Tage Bloggen, nahezu 14-16 Stunden am Tag nicht aus).

C.2.4 Unternehmen
Witzigerweise werden die vielen Firmen draußen vergessen, wenn es um die Frage „verdienen Blogs“ geht. Angefangen von direkten Umsatzeffekten, über Einsparpotentialen bei klassischer Onlinewerbung inklusive teuren SEO-Maßnahmen (mehrere 1000er im Monat) bis hin zu einer höheren Wissensvermittlung bei den Mitarbeitern kennen wir zahlreiche, positive Effekte, die sich gewaschen haben (und manch ein fantasieloser Controller graue Haare bekommt, wenn er das in harte Zahlen umrechnen muss:).

C.2.5 Sonstiges
Manch ein Blogger wird zu Vorträgen auf Honorarbasis eingeladen. Da kann einiges zusammen kommen. Auch darf er Produkte testen, manchmal behalten. Manche Blogger werden zu Konferenzen in fernen Ländern eingeladen, inklusive Hotel und Spesen, auch nice.

C.2.6 Networking
Was so neudeutsch daherkommt ist ein guter, alter Bekannter: Wer viele Menschen kennt, dem eröffnen sich mehr Chancen und Alternativen. Wer demnach Bloggen so betreibt, dass er Gelegenheiten nutzt, um Menschen kennenzulernen – was mit der Bloggerei mehr als einfach ist – wird von diesen Networking-Effekten mehr oder minder automatisch profitieren. Das gilt für Studenten, Arbeitslose , Angestellte (die ich oben nicht explizit genannt habe) ebenso wie für Unternehmen und NGOs. Und macht Bloggen auf Personenebene zu einem extrem spannenden Mittel.

D. Aber, aber, aber
Nein, ich habe nicht gesagt, dass man mit Links via Bloggerei Geld verdient. Man verdient es mit den Beinen, Armen, dem Kopf und Bauch. Es ist ein diszipliniertes Vorgehen, viel Mühsal, Ausprobieren, Zeit, Lernerei und Geschick gefragt. Viele können es nicht, weil sie nicht dazu gemacht worden sind. Viele schaffen es nicht, weil sie nicht die notwendige Zeit aufbringen. Zeit ist meistens der Problempunkt. Bis man mit dem Bloggen richtig Geld verdienen kann, vergehen Jahre oder aber man kommt erst gar nicht auf die notwendigen Zeitniveaus, weil man nach der Arbeit zu müde ist, um 4 Stunden zu bloggen.

Viele schaffen es nicht, weil sie eben nicht die geeigneten Themen bieten (auch nicht wollen). Viele geben auf, weil sie nicht den langen Atem besitzen. Ebenso wenig bauen 80 Millionen Bundesbürger jeden Tag Milliardenunternehmen auf, weil sie es nicht können noch wollen. Viele haben auch keinen Bock, Unsummen mit Bloggen zu verdienen.

Ergo? Im „Privatbereich“ finden wir wenige Blogger, die ein gutes Haushaltseinkommen einfach so nebenbei verdienen. Die meisten machen unter 100 Euro, wenn sie auf Werbung setzen. 1 Stunde bloggen am Tag und 1.000 Euro ist eben nicht. Punkt. Im „Wirtschaftsbereich“ finden sich ungleich mehr Blogger, selbst wenn sie sich dessen nicht einmal bewusst sind und das in monetären Einheiten auch nicht umrechnen.

Fini, keinen Bock mehr, soll reichen. Ist damit die Frage „verdienen Blogs Geld beantwortet“? Wenn Ihr immer noch nicht genug habt, könnt Ihr nach Herzenlust in den vielen Artikeln auf Selbständig im Netz weiter lesen. Ihr findet dort Einnahmenreports von anderen Bloggern und und und.

Update aus Kommentarhinweisen
Sascha Pallenberg (Netbooknews) hat auf seinen Vortrag auf der re:publica 2010 hingewiesen. Schaut Euch das Video dazu an, es lohnt sich

und das Folienset dazu
Robert Hartl betont, dass es nischige Fachblogs etwas leichter haben
Sven berichtet über seine Erfahrungen als Freizeit-Blogger, was Einladungen und Produkttests von Firmen angeht