Es war die Frühzeit der bunten „WWW“-Homepages im Internet. Erste Firmenkollegen machten Bekanntschaft mit den Yahoos und weiteren „komischen“ Seiten. Natürlich führte es dazu, dass die Idee einer Homepage auch nach innen wirkte. Wie könnte man interne Abteilungs-Webseiten zum Nutzen aller Kollegen aufsetzen? Was sollte die Webseite enthalten? Wozu solle das überhaupt gut sein? An einigen Stellen fand man bereits frühe Abteilungsseiten als eine Art eigengemachter Wildwuchs, abseits geregelter Vorgaben – die nicht existent waren – vor. Wir sprechen hierbei von 1995 bis 2000. Solange dauerte es in meiner ehemaligen Firma, bis sich nutzbare Ideen herauskristallisierten und erste Abteilungen bestimmte Verantwortlichkeiten hierbei übernahmen, von Hosting bis Qualitätsabnahme.
Ich kann mich gut an eine Abteilungsbesprechung erinnern. Irgendwann zwischen 1995 und 2000 müsste es gewesen sein. Da saßen wir zusammen und zerbrachen uns vor allen Dingen am Tagesordnungspunkt „Intranet Homepage für die Abteilung“ den Kopf. Die meisten Kollegen hielten nichts davon, konnten nichts damit anfangen. Manch einer stimmte dem Argument zu, dass das Telefonbuch doch ausreichen würde. Es sei nach Abteilungen, Namen und Geschäftsbereichen sortiert, so könne jeder Kollege das finden, was er benötigt. Außerdem besaßen wir eine Art „Gelbe Seiten“-Anwendung, die über Lotus Notes gestemmt wurde und von jeder Abteilung selbst gepflegt werden konnte. Namen, Nummern, Aufgabenstichworte. Außerdem, dieser Internetkram sei völlig überbewertet, solche Gimmicks bräuchte man in der Firma nicht.
Wie es ausging? Irgendwann hatten wir in der Tat unsere erste Abteilungsseite. Vergleichbar mit einer klassischen Firmenwebseite. Wer wir sind, was wir anbieten, wie man uns erreichen kann. Bilder von Kollegen, deren Aufgabenbereiche, allgemeines über bestimmte Services. Mit der Zeit entstanden immer mehr „About“-Abteilungsseiten. Aber auch erste Anwendungen via Intranet/HTML. Am Rande für Technik-Interessierte: Es musste auf Netscape 3.0 laufen, zu Beginn! Die Kosten des Hostings waren bei uns nicht nennenswert, da wir unseren eigenen Webserver eingeklinkt hatten, doch manch andere Abteilung musste für popelige 5 Webseiten alleine fürs Hosting einen Wert vergleichbar mit mehreren Luxuswagen bezahlen. An irgendwelche IT-Abteilungen, die das Hosting anboten.
Heute ist das alles vergessen, diese zähen Anfänge, diese vielen Diskussionen, die nicht vorhandenen Rahmenvorgaben, vor allen Dingen die Ideen- und Nutzfragen („was bringt es“). Interessant ist dabei vor allen Dingen ein Aspekt: Wie eine externe Technik langsam aber sicher inhouse diffundiert und die Mitarbeiter bei der Ausgestaltung ihrer Arbeitsweisen beeinflusst. Das kann Jahre bis zu Jahrzehnten dauern, je nach Popularität und Nutzfähigkeit einer im Netz geborenen Idee. So bin ich mir sicher, dass moderne Ideen wie Social Networks, Aggregationsseiten, Wikis, Twitteresques, Blogs und auch Chat immer noch mehrheitlich keinen Weg in die Firmen hinein gefunden haben. Immer sitzen irgendwelche Nein-Kollegen herum, die vehement auf interne Telefonbücher und Telefone verweisen :)
Zum Abschluss ein interessanter Link rund um das Thema Intranet und Ziele.
07.10.2011 um 15:21 Uhr
Wenn Softwarehäuser bei internen Mailsystemen kalte Füße bekommen, wenn sie bereits einige Jahre den Umgang mit externen Mails gelernt haben, um wie viel schwieriger muss es sein von der Presse stigmatisierte social nets zu etablieren.
07.10.2011 um 15:59 Uhr
Meine Erinnerungen an ein großes deutsches Unternehmen aus Hamburg sind ähnlich. Nach aussen im Internet musste natürlich die CI gewart werden, aber im Intranet durften sich dann die Abteilungen austoben. Was waren da für wundersame Erscheinungen dabei. Herrlicher Artikel und so wahr.
10.10.2011 um 00:59 Uhr
„So bin ich mir sicher, dass moderne Ideen wie Social Networks, Aggregationsseiten, Wikis, Twitteresques, Blogs und auch Chat immer noch mehrheitlich keinen Weg in die Firmen hinein gefunden haben. Immer sitzen irgendwelche Nein-Kollegen herum, die vehement auf interne Telefonbücher und Telefone verweisen :)“
Das ist so wahr!
Die Einsatzmöglichkeiten begeisterten mich immer wieder. Aber in manchen Unternehmen kann sich die Einführung so schwierig gestalten… allein ein Wiki kann da Jahre der Diskussion benötigen, 6stellige Beträge fressen. Und wenn dann mal was durch ist, wurde es so kaputt-diskutiert und tot-beraten, dass E-Mails produktiver sind.
Aber kaum bin ich selbstständig, läuft alles (in der Hinsicht). Wenn wir was cooles sehen, probieren wir es gleich aus. Mediawiki, Planio, Dropbox, Git (zählt das?), Mindmeister, MockFlow, natürlich auch ICQ, Skype etc. Zur Zeit teste ich HootSuite. Will gar nicht die Tools aufzählen, die wir verworfen haben.
Ich wüsste gar nicht, wir wir ohne solche Tools arbeiten sollten (wir sitzen „verteilt“). Sie machen manche Projekte und Startups erst möglich. Ich verstehe nicht, warum sich so viele Unternehmen so sehr dagegen wehren – und das sage ich, nach mehreren Jahren Erfahrung in und bei solchen Unternehmen. Natürlich „begründen“ die das. Aber die Argumente sind meistens haarsträubend.
Es gibt aber auch Ausnahmen. Beeindruckt hat mich mal ein Vortrag des Wissensmanagers von Johnson Controls. Er erklärte, wie sie ganz selbstbewusst neue, teilweise branchenfremde Dinge, wie z.B. Scrum (ok, kein Tool), probieren und erfolgreich einsetzen. Das sollte die Regel sein.