Eines Tages, lange vor unserer Zeit, kam der Ältestenrat auf Antrag eines Jünglings zusammen. Der Antrag lautete wie folgt:

„Da die Erziehung unserer Kinder einen Großteil der Elternzeit einnimmt, schlage ich zur Entlastung der Eltern die Einrichtung von Kindererziehungssammelstellen vor. Die Aufrechterhaltung der Erziehungsstätten kostet Zeit, also muss jeder Erwachsene einen Teil seines Auskommens den Ausbildern zukommen lassen. Heißt für uns, dass wir mehr Zeit fürs Fischen aufbringen müssen, um einen Fischfangüberschuss zu erwirtschaften. Das etwas Mehr an Zeit wird geringer ausfallen als unsere Zeitersparnis aus der Abgabe der Kinder in die Erziehungsstätten.

Unter dem Strich werden wir Eltern mehr Zeit für uns haben. Damit sich auch unsere Kinder, die Kinder haben werden, noch mehr Ausbilder leisten können, um unsere Kinder noch besser auszubilden, schlage ich darüber hinaus vor, dass die Ausbilder unsere Kinder beurteilen. So wird gewährleistet, dass nur die besten Kinder Fischkapitäne werden können. Und die Zweitbesten werden Netzwerfer sein. Die Drittbesten Netzeinholer. Die Viertbesten Ausweider. Die Fünftbesten Fischträger. Diejenigen, die nichts können, werden uns Eltern die Fische zubereiten. So werden wir in noch kürzerer Zeit mehr Fische fangen, mehr Ausbilder haben, besser ausgebildete Kinder, um erneut mehr Fische in kürzerer Zeit zu fangen.“

Die Alten beratschlagten über den Antrag des Jünglings. Einen Sinn sahen sie nicht darin, denn sie waren satt, fröhlich und zufrieden. Doch um noch satter, zufriedener und fröhlicher zu sein, warf der Jüngling ein, dafür wäre seine Idee genau richtig. Also stimmten die Alten letztlich zu, der Jüngling hatte recht. Was ist schon dagegen einzuwenden, noch fröhlicher, satter und zufriedener zu werden?

Seit diesem Tage schickten die Eltern ihre Kinder an Schulen, um sie zu beurteilen. Damit sie gute Fischer werden. Und nicht nur Fischer. An einen Punkt hatte der unerfahrene Jüngling jedoch nicht gedacht. Statt mehr Zeit für sich zu haben, wurde die Zeit immer knapper. Denn immer mehr Fische landeten in den Netzen. Diese mussten speziell eingelagert werden. Diese Einlagerung konnten bestimmte Jünglinge, die entsprechend als Kinder zusätzlich ausgebildet wurden, besonders gut. Doch auch die Anforderungen an die Boote stiegen. Auch hier mussten weitere Jünglinge heran, als Bootsbauer. Holzlieferanten. Holzfäller. Die natürlich ebenfalls besonders ausgebildet wurden. So stieg die Zeit der Ausbildung von Wochen auf Monate auf Jahre an. Bis ein Kind fertig ausgebildet war. Und die Eltern? Tja, die Eltern mussten zugleich immer mehr Zeit aufbringen, um all den Tätigkeiten als Fischer, Bootsbauer, Einlagerer, Träger, Verwalter und weiteren Tätigkeiten, die mit der Zeit entstanden, nachzugehen. Dabei vergaß man, dass man eigentlich Zeit sparen wollte, um fröhlicher, satter und zufriedener zu sein. Zum Fröhlichsein blieb bei der Arbeit nicht viel Zeit, denn man wurde auch bei der Arbeit beurteilt. Wer nicht gut arbeitete, musste damit rechnen, schlechtere, anstrengendere Tätigkeiten auszuüben. Das konnte schon mal die Stimmung drücken. Dieses „schon mal“ wurde zum Standard. Zum Zufriedensein blieb ebenso weniger Zeit, denn kaum war man gesättigt und hätte Zeit zum Zufriedensein haben können, musste man ruhen. Denn man war von der vielen Arbeit ermattet, die immer mehr wurde. Mehr? Na, der zusätzliche Fischüberschuss war Grund für die Zunahme von Kindern. Es konnten mehr ernährt werden. Es mussten mehr ernährt werden.

Wer auch immer in diesem doofen Ältestenrat saß, die waren ziemlich doof, diese Alten. Auf so dumme Ideen würde heute keiner mehr kommen. Auf komische Ideen.