es hat 150 Jahre gedauert, bis die Umstände die Rocky Mountain News in die Knie gezwungen haben:
Final Edition from Matthew Roberts on Vimeo.
zugegeben, ein emotional gedrehter Film, der aber weniger dem Objekt Zeitung denn der Mitarbeiterschaft gerecht wird. Das Produkt Papierzeitung ist lediglich ein Informationsträger, der zwingenderweise aussterben muss. Ich kann mir schlichtweg nicht vorstellen, warum wir heute noch Steintafeln lesen sollten, im übertragenen Sinne gesprochen. Und ebensowenig, warum wir morgen ein Produkt aus Papier in den Händen halten sollten, um uns über Nachrichten zu informieren. Das ist Geschichte, die heute ist und schon länger absehbar war. Das Informationsbedürfnis bleibt. Das ist auch unsere Geschichte, nur im Unterschied zu Holzmedienträgern eine mit Zukunft.
01.03.2009 um 21:13 Uhr
Sehe das genauso. Bei mir sitzt das Geld nämlich nicht so locker. Und warum soll ich jeden Monat 30-50 Euro für ein Tageszeitungs-Abo ausgeben, was mir erst 24 Std. nach der Wahl des künftigen US-Präsidenten diese alte Neuigkeit mitteilt?
Nun wird von seiten mancher Verlage in die gekränkelte Offensive gegangen und gesagt: Ja, aber all dieser Internetkram ist doch qualitativ minderwertig und es wäre wichtig die Printmedien zu halten, um den qualitativ hochwertigen Journalismus zu retten. (Böse Blogger).
Schmarn find ich das. Sind die Artikel auf heute.de, tagesschau.de, spiegel-online.de und und und etwa minderwertig, die mich tagtäglich und rund um die Uhr mit dem aktuellsten Geschehen versorgen? Sorry, ich vermisse da gar nichts. Und wenn ich einen Roman lesen will, kauf ich mir eben einen Roman. Hier geht es aber, wie du schon sagst, um die nackte Information.
Natürlich ist es dennoch „nicht schön“ mit anzusehen, wie Jobs zu Grunde gehen (aus welchem unausweichlichen Grund auch immer). Und deshalb ist der Film auch so bedrückend, dass man ihn fast gar nicht zu Ende gucken mag. Naja, fast? Also – ehrlich gesagt – habe ich es wirklich nur bis zum Ende des ersten Drittel geschafft.
01.03.2009 um 21:19 Uhr
In Punkto Tageszeitung gebe ich dir absolut recht. Aber denkst du wirklich, dass mittelfristig jegliche Papierpublikation verschwindet, also auch so Blätter wie Spiegel, WiWo, Vogue, AutoBild etc. ? Und wenn ja: Zu unseren Lebzeiten?
01.03.2009 um 21:34 Uhr
@ René: Ich würde da auch zwischen Tageszeitung und Magazinformat differenzieren. Wobei die neue Zeitrechnung wohl auch die Magazine zu spüren bekommen (haben oder werden).
Einen Spiegel z. B. kaufe ich mir dennoch ab und zu, 1. weil es dabei eben nicht nur um eine reine, aktuelle Informationsbeschaffung geht, 2. ich solche umfassenden und tiefschichtigen Beiträge tatsächlich nicht so ohne weiteres im Internet finde (man möge mich eines besseren Belehren, wenn ich da was übersehen habe), und 3. weil Magazine ebenso wie Bücher für mich immer noch praktischer sind als elektronische Medien. Sie brauchen keinen Strom und kein Netz.
Klar, gilt ja für die Tageszeitung auch. Aber dort sucht man sich eben mehr die „(halb)schnelle“ Information (für die ich dann doch lieber zum aktuelleren Internet greife). Für Magazine nimmt man sich mehr Zeit. Dort geht es – wie gesagt – um die ansprechende und tiefergehende Aufbereitung der Information. Ich glaube, dieses Format stirbt erst wirklich aus, wenn auch Bücher drohen auszusterben.
01.03.2009 um 23:29 Uhr
hier muss ich mich mal selbst zitieren:
ich glaube, es werden noch viele zeitungen sterben. so wie einst die minnesänger ausstarben, so wie die gemälde mit erzählenden inhalten ausstarben. es kam die zeitung, es kam das radio, die wochenschauen im kino, das fernsehen, das internet. letzteres ist eigentlich nur das trägermedium wie papier für die zeitung. das was mit und im internet geschieht packt die alten medien, die sich schwer tun, mitzuhalten.
aber das ist der lauf der zeit. es geht auch gar nicht sooo schnell, wie viele meinen. die generation vor mir liest immer noch täglich seine zeitung. wie lange hat der tod der kino-wochenschau gedauert? wie lange werden die zeitungen siechen? das geht stück für stück…
ich lese selbst keine zeitung mehr. ist einfach zu alt was da drin steht. für die hintergrundgeschichten und reportagen kaufe ich mir auch nicht so ein grosses blatt um dann ca. 3% des inhaltes zu lesen…
is vorbei.
02.03.2009 um 21:10 Uhr
Robert hat einen zentralen Satz formuliert: „Das Produkt Papierzeitung ist lediglich ein Informationsträger …“ Punkt.
Was aber hinter diesem Produkt steht, ist eine gewachsene und institutionalisierte Medienlandschaft, die sich erschreckender Weise sehr sehr stark über ihren Informationsträger (Zeitung, Radio, Fernsehen, …) identifiziert.
Nimmt man mal diese Medienlandschaft … weltweit … unter Vernachlässigung dieser Informationsträger auseinander und betrachtet ihre Knotenpunkte, dann haben wir journalistisch und redaktionell arbeitende Menschen. Einmal vom Informationsträger freigesetzt und einfach mal kräftig durchgeschüttelt wieder zusammengesetzt haben wir am Ende das, was wir auch weiterhin dringend brauchen werden: ein journalistisch wirkendes Netzwerk.
Also: Lasst die verkrusteten, an ihren Informationsträgern klebenden Strukturen ruhig sterben, aber lasst uns nicht erleben, dass der Journalismus mit ihnen stirbt.
02.03.2009 um 22:51 Uhr
Die wichtigsten Meldungen kannte ich schon vor Verbreitung des Internets dank Radio und Fernsehen, bevor sie in der Zeitung standen.
Aber dort fand ich eine Menge mehr: weitere Meldungen, Reportagen, Berichte, Analysen und Kommentare. Und das mit unterschiedlichem Schwerpunkt, je nach Zeitung.
Aber von Tag zu Tag ärgere ich mich mehr, dass ich „FAZ“ und „Süddeutsche“ abonniert habe. Denn fast alles kann ich kostenlos auf deren Internet-Portalen lesen, zumeist einen Tag eher.
Ich verstehe nicht, warum diese Zeitungen die Leistung ihrer Journalisten so verschleudern.