Wie war was? WWW: War wundervoller Wahnsinn:) Na, die ebay-Story mit meinem Ex-Blog! Bevor ich eines Tages meine Memoiren schreibe und ich bis dahin eh alles vergessen habe -und ich weiß nicht einmal, was ich vorgestern gegessen habe- schreibe ich es jetzt lieber runter.

Wie alles begann? Und was wurde?
You’ve come to blog as free men… and free men you are. What will you do with that freedom? Will you fight?
Es gab keinen Startpunkt, sich vom Blog lösen zu wollen. Es war mehr eine stete Entwicklung bis zu dem Entschluss. Man schreibt vor sich dahin und merkt immer stärker, dass das Blog nicht mehr das ist, was es eigentlich sein sollte. Eine kuschelige Ecke zum losen Schnackeln über Gott und die Welt. Unabhängig der Ansichten und Haltungen der Beteiligten. Und der Austausch war im gegenseitigen Respekt etwas, was mich angeturnt hat. Kuschelig war es mit der Zeit nicht mehr. Warum? Nun ja, angefangen von der abstrusen Sprachpolizei -die wohl den Zauber von textlicher Sprache ohne Grenzen und normierten Regeln nie wirklich verstehen werden, traurig aber wahr, jedoch nicht mein Menschproblem- bis hin zu ausgetrockneten Seelen kam da einiges zusammen, um sich noch normal unterhalten zu können. Spätestens seit der Free-Burma Aktion war ich ob der Anfeindungen schockiert, der nicht wenige Teilnehmer ausgesetzt waren. Eventuell war es aber nur der Tatsache geschuldet, dass Menschen in emotionalen Sachlagen überreagieren? Eine Ausnahme? Mitnichten. Die Tatsache, dass einige nicht den Stock aus ihrem Hintern bekommen, die zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Blogosphäre. Gemoser, überzogenes Anspruchsdenken, übersteigerte Ich-Bezogenheit ohne einen Hauch Empathie. Und das kommt nicht zu knapp vor. Das wird sich auch nicht ändern, solange es uns Menschen gibt:))

Bezogen auf mein Bog? Das Dumme war, dass das Blog immer mehr auszustrahlen begann -was die Bekanntheit und fremdbestimmte Positionierung anging-, so dass man am Ende nicht mal mehr förmlich erfreut furzen konnte, ohne dass die Pseudointellektuellen gleich wieder ihre Brain-Fackeln anzünden. Zudem war das Blog so herrlich polarisierend. Was die Lesergruppen des Blogs zunehmend irritierte, die ob dieser Entwicklungen nicht immun sind. Die es aber verdient haben, dass das Blog weiterhin als einer des besten Konnektoren in der deutschen Blogosphäre erhalten bleibt. Oben steht das berühmte Braveheart-Zitat: What will you do with that freedom? Will you fight?. Wie das Filmzitat weiter geht, passt irgendwie: „… Aye, fight and you may die. Run, and you’ll live… at least a while. And dying in your beds, many years from now, would you be willin‘ to trade ALL the days, from this day to that, for one chance, just one chance, to come back here and tell our enemies that they may take our lives, but they’ll never take… OUR FREEDOM!. Was sich auch immer der Dialogschreiber des Films gedacht hat, in einem lag er richtig. Man wählt die Freiheit, wenn man sich eigenbestimmt weiter entwickeln will. Und man wählt nicht den langsamen Tod. So fiel das Loslösen vom Blog einerseits schwer, was das Vergangene angeht und mich unendlich bereichert hat. Und ich hoffe, es hat die Leser da draußen noch mehr bereichert. Miteinander und untereinander. Vorwärtsschauend aber versprach die Loslösung vom Blog und der eigenen Person, das Standing des Blogs auf eine professionelle Ebene zu hieven, die das Blog die ganze Zeit in sich trug. Die meisten dachten, es läge an meiner Person, dass es so relativ bekannt sei. Und nach mir nur noch eine Hülle bliebe. Was aber grundsätzlich falsch ist. So strange es sich auch anhören mag, aber es ist und war die nach Internetsekunden gemessene lange Geschichte des Blogs in sich selbst, die es zu einem eigenständigen Gebilde gemacht hat. Ein Blog entwickelt mit der Zeit eigene Mechanismen. Zwar befeuert durch die Person, dennoch eigenständig im Gesamten. Nein, das werde ich nicht aufbröseln. Denkt selbst und lernt selbst.

Dieses Kalkül der Loslösung von Person und Blog ist heute betrachet wunderbar aufgegangen. Der neue Inhaber des Blogs macht sich weitaus besser, als es Newbie-Blogger zum Start ihres Blogger-Daseins jemals haben krachen lassen können. Zahlreiche „Alt-Leser“ sind geblieben, neue wurden hinzugewonnen. Und so wie ich die Macher bisher kennengelernt habe, werden sich diejenigen Unkenrufer und Zweifler noch umschauen, was man daraus machen kann. Die Welt war schon immer den Machern, aber nicht den Zweiflern vorbehalten. Die Jungs von Intergenia -der Muttergesellschaft des Käufers Serverloft- sind Macher. Was meine Person angeht, so ist auch das wunderbar aufgegangen, wie erwartet (gerne auch mit Ironie zu lesen;). Der Rauch hat sich gelegt, die Welt dreht sich wie immer weiter. Alles rund um mein Ex-Blog in Verbindung mit meiner Person ist abgefackelt, der Öltank ist entzogen worden:) Ich habe mein privates Blog, für das sich erwartungsgemäß nur wenige interessieren. Und ich genieße meine Freiheit, nicht mehr ein ominöses, verschmolzenes Etwas aus Blog und Person zu sein. Warum sich die Story nicht wiederholen wird? Ganz einfach, und das ist deswegen so einfach, weil wir Menschen in hohem Maße berechenbar sind. Für private Tagebücher interessieren sich nur Wenige. Kein Deutungsbrouhaha, kein A-Zeigefinger, keine Fremdbestimmtheit. Personen und ihr ich ohne dauerhaften, allgemeinen Themenbezug öffentlichen Interesses sind so spannend wie altes Brot. Ich bin gern ein altes, unspannendes Brot:)

Wie war das nun mit eBay? Und wie mit dem Käufer?
Auch hier musste man lediglich simplifizieren. Der eine Weg war klar: Auf dem grünen Tisch im Stillen Kämmerlein das Blog an den Mann bringen. Mit etwas Geduld und Ratio wäre das Blog für weit über 100.000 ohne Getöse in andere Hände gegangen. Was effektiv -auch während der eBay-Auktion- eine reale Option war. Der andere Weg war auch klar: Action! Wenn eines für simples Marketing gut ist, dann etablierte Memes und Markengebilde. Was definitiv eBay ist. Und der alte Hund kann besser bellen als manch einer glauben mag. Bring ein großes Meme (eBay) mit einem kleinen Meme (BT Blog) zusammen, et voilá! Du musst dann nicht mehr jedem draußen erklären, was man da eigentlich macht. „Irgendwas auf eBay, das interessant zu sein scheint“. Mehr brauchts nicht.

Dass sich dann aber diese zweite Weg als so explosiv herausstellen würde, na, das hatte ich mir beim besten Willen nicht gedacht. Und ich bin ziemlich froh, dass ich dem Bauch gefolgt bin, nicht dem Kopf. Die Halbierung des eigentlichen Blogwertes nehme ich gerne in Kauf. Wissend, dass ich viele Jahre später gerne daran zurückdenken werde, statt über einen stillen Verkauf des bloßen Geldes wegen nachzusinnieren, obs das wirklich wert war. Und was durfte ich nicht alles im Vorbeifliegen in den rund 10 Tagen zwischen Announcement und Verkauf lesen. Das war was für die Götter! PR-Szenarien wurden geschmiedet, ich würde gar nicht verkaufen wollen. Es gäbe klammheimliche Vereinbarungen mit dem Käufer, weil ja das Banner von Plusserver auf meinem Blog aufgetaucht war (die mein Blog wegen Überlast gehostet hatten). Das Blog sei nichts wert, weil es nur Müll enthalte. Man zerbrach sich den Kopf über den ökonomischen Wert. Man philosophierte, was ein Blog ohne den Betreiber sei. Man schrieb mir die Fähigkeiten einer begnadeten, allmighty, all knowing Marketingsau zu. Und pipapo. Experten, Pseudo-Experten, Menschen, Unmenschen, Desinteressierte, Interessierte, Genervte, Begeisterte, Erfreute. Alles war dabei. Peng. Irre. Danke dafür, es hat mich darin nur bestärkt, dem Mensch als Ganzes erneut meine uneingeschränkte Faszination zu versichern. Es sind exakt diese Höhen und Tiefen, die es wert machen, das Leben in jeder Sekunde mit vollen Zügen einzuatmen. Man lebt es so in dieser Form nur einmal. Nur einmal. Und wer daran zweifelt, vergeudet es. Und das alles bloß wegen einem simplen Kommunikationswerkzeug.

Für die Rationalen: Ja, das Blog, so wie es war, bringt ungefähr 100k und mehr auf die Waage. Wer das Monetäre der Action vorzieht, dem empfehle ich, sein Blog immer nur am grünen Tisch zu verkaufen, nicht öffentlich, nicht via eBay. Ihr würdet erstaunt sein, wie viele öffentliches Brouhaha meiden. Aber Geld schweigt, das eherne Gesetz der Banken gilt auch hier. Es dauert dann rund 2-3 Monate, bis man die Kanäle durch hat und die geeigneten Käufer ausgemacht sind. Es schadet sicherlich nicht, Übernahme- bzw. Nachfolgekonzepte vorzuschlagen, die machen das Mitdenken des Käufers einfacher und erhöhen den Preis bis zu einem gewissen Faktor.

Während der Auktion spielten somit einige Faktoren eine tragende Rolle:
1. Der Rummel hat die „Mittelschicht-Käufer“ abgeschreckt. Die zwar kaufen wollten, aber in Erwartung von Preisen jenseits der 100k-Marke nicht zur Wahl angetreten sind.
2. Einige Käufer ließen sich von Netzgesprächen irritieren (zu starker Personenbezug, zu schlechtes Blog, kein Wert, etcpp). Dazu gehören auch einige US-Interessenten. Tja, Pech:)
3. Die extrem potenten Käufer fanden nicht genug Zeit, zu einer Entscheidung zu kommen. Die Summen waren tatsächlich weit über 100k, die im Gesrpäch waren.
4. Und ich freue mich, dass sich einer der smartesten Interessenten die Gelegenheit nicht entgehen lassen hat, für günstig Geld an ein extrem gut vernetztes und öffentlich wahrgenommens Blog heranzukommen. Obgleich seine Zahlungsbereitschaft mind. doppelt so hoch lag (was in dem Fall öffentlich ist, erzähle kein Geheimnis). Die zügige Reaktion wie auch das jetzige Vorgehen bestärken mich darin, dass es wohl einer der besten Käufer überhaupt war letztlich.
5. Ich bin heilfroh, dass es nicht zum „das Leben spielt immer anders als man denkt“ kam. Horrorszenario No.1 war, dass sich aufgrund einer denkbaren Konstellation kein Käufer zum Mindestpreis von 30k gefunden hätte. Zwar gab es auch dafür bereits einen Partner an meiner Seite, der für den Abverkauf nach dem Ende der eBay-Auktion eingesprungen wäre (und der Preis wäre nicht unstolz gewesen womöglich). Aber es wäre sicher auch eine interessante Erfahrung gewesen, was man dann wohl geschrieben hätte:)

Wie wars mit der Presse? Wie nach dem Kauf?
Das mit der Presse ist schnell abgehandelt. Wenn man ihnen einigermaßen klar macht, dass man nicht zu sehr viel Rummel wünscht, behandeln sie einen entsprechend rücksichtsvoll. Was sich auch darüber steuern lässt, dass man ganz simpel auf Anfragen nicht reagiert. Es hilft auch, wenn man ankündigt, nach dem Kauf für rund 1 Woche nicht zur Verfügung zu stehen. 1 Woche in der Newsbranche? Ist wie 50 Jahre. Forgotten memories. Der Käufer bekommt die volle Aufmerksamkeit. Der Verkäufer ist aus dem Schneider. Nochmals: Es hilft, in turbulenten Situationen die Dinge zu simplifizieren. Wer es überkomplex angeht, wird sich im Wust an Entscheidungsparametern verlieren. Der eine mags Gottvertrauen nennen, der andere Berechenbarkeit von Mechanismen. Ich halte mich an Gottvertrauen in Simplifikation;)

Was man dabei ganz nebenbei lernt? Dass man den Grund für das „nichtssagende Politikergeschwalle“ versteht. Je konkreter man wird, je mehr man von sich aus erzählt, umso mehr Futter bekommt der Dritte. Egal, was Du dann sagst, die Goldwaage wartet auf Dich. Willst Du transparent sein? Dann bist Du ein Eigendarsteller. Willst Du verschwiegen sein? Dann hast Du was zu verbergen. So ist die goldene Mitte aus Transparenz und Verschwiegenheit exakt das, was die Öffentlichkeit verdient. Das Nichtssagende, an dem sich keiner reiben kann. Und es vor sich dahinplätschert. Alles, was gesagt werden muss, wird vorher gewogen, analysiert und ausgefeilt, bis die Kanten weg sind. Ich habe mich dennoch für Transparenz entschieden, das zu teilen, was man erfährt und weiter geben kann. Sharing in zwonullig-style gesprochen. Und ein weiteres Mal ein klares Signal für das schätzungswürdige Fehlbare im Menschen, der nicht wie 10 PR-Abteilungen zusammen an seinen Worten schleift, stattdessen das sagt, wie er fühlt und sieht. Egal, was die anderen daraus dann machen, wo Lücken und Verständigungsprobleme ob der eigenen Worte entstehen. Das ist, was zählt, wenn man konsequent Mensch und nicht Figur sein will.

Tja, so saß ich also nach dem Kauf im sonnigen Florida, genoß die Konferenz von IBM und die Menschen. Ich konnte mich wieder entspannen und aus 10.000 KM Entfernung betrachtet man die Dinge eben aus der Entfernung. Dinge, die einem wichtig erschienen, werden unwichtig, umgekehrt wird einem klarer, was einem wirklich wichtig ist. Offensichtlich ist mir Sicherheit im Leben unwichtig (nicht zum ersten Mal). Offensichtlich meide ich etablierte Langeweile -andere nennen es Wohlgefühl- wie der Teufel das Weihwasser. Offensichtlich schätze ich meine Freiheit über alles, Bestehendes hinter sich zu lassen, Knall auf Fall letztlich. Cool. Ohne damit sagen zu wollen, dass andere uncool sind, die so nicht ticken. Jedem das seine. Und ich mag Gewissheit nicht. Je mehr Ungewissheit, umso besser. Oben mag sich das sehr kalkulierend anhören, was mir durch den Kopf gegangen ist. Weit gefehlt. Simplifizierung -um die es ging- ist in komplexen Umgebung wie eine Art Modellierung der Realität unter Nichtberücksichtigung wichtiger Faktoren. Man kann demnach voll richtig richtig liegen, aber auch völlig daneben. Die Bandbreite reizt mich, andere eher die sichere Mitte. Sagen wir mal „loslassen“ dazu. Die Dinge auf sich zukommen lassen. Das sagt sich so leicht. Man ist natürlich unsicher, ob man das Richtige macht. Man zweifelt erheblich. Manchmal muntert ein Anruf einen auf -und Unterstützung fand ich, absolute Kracher-, manchmal schämt man sich ob dem Rummel, den man per se nicht mag und zugleich zwischen dem Sehnen nach Leben und Zurückhaltung hin- und hergerissen wird. Wenn man weiß, dass man bei Regen so oder so nass wird, lohnt sich auch das Rennen nicht. Man fühlt sich lediglich nicht mehr so nass. Man genießt den Regen. Und nachher den Sonnenschein. Ich hatte beides zugleich, nicht gedacht, sondern gefühlt und real gelebt. Genial!

Und letztlich? Bin ich meinem Traum wieder ein Stückchen näher gekommen, sich am Ende jenen einen Tages sagen zu können „it was a fucking great life“, ohne Trauer und Bedauern ob verpasster Chancen und Wege, die man nicht genommen hat. Und das hat wenig bis gar nichts mit einem bloßen Stück toter Software namens Blog zu tun.

Just one chance to come back here