der neue Glückspielvertrag regelt eindeutig, dass die Abgabe von Lottoscheinen über das Internet ungesetzlich ist, was auch das Verfassungsgericht für rechtens erklärt hat. Anbieter wie Tipp24 werfen natürlich nichts die Flinte ins Korn und wollen sich dennoch durchklagen. So hat nun das OLG Koblenz die rheinland-pfälzische Lottogesellschaft verpflichtet, weiterhin Lottoscheine von Tipp24 anzunehmen.

Auf dem Basic Thinking Blog habe ich schon dargelegt, warum ich das Verbot für unsinnig erachte. Bin aber leicht irritiert, dass nun Oberlandesgerichte Gesetze umpflügen dürfen. Und das Urteil des höchsten Gerichts quasi ignorieren. Rechtsexperten anwesend? Wie erklärt sich das für juristische Laien?

Im Grunde genommen würde es mich erfreuen, dass man Lottoscheine online abgeben darf. Meine Faulheit sagt mir das:)

Richtig interessant ist aber das Vorgehen von Tipp24, der staatlichen Prohibition auszuweichen, indem man Lotto einfach spiegelt!! sharewise.com dazu:

Bis Ende 2008 war Tipp24 in Deutschland als Vermittler von staatlich zugelassenen Lotterieprodukten aktiv. Lottoscheine wurden an die entsprechenden Landeslottogesellschaften gegen Provisionszahlungen (ca. 12-13%) vermittelt. Diese Tätigkeit hat das Unternehmen Anfang des Jahres eingestellt. Die Vermittlungsaktivitäten übernimmt fortan die Tipp24 Service Ltd. mit Sitz in London. Das Unternehmen vermittelt die Scheine der Lottospieler an MyLotto24 (Veranstalter der Lotterie, 100%ige Tochtergesellschaft der Tipp24 AG). Die Gewinnzahlen und -quoten entsprechen der Ausspielung des deutschen Lottos. Dieses schüttet rund 50% der eingesetzten Spielgelder als Gewinn an die Lottospieler aus. MyLotto24 dürfte ähnlich profitabel agieren. Die Rohertragsmarge müsste demnach deutlich -auf bis zu 50%- steigen.

Wie hoch ist die Ausschüttungsquote der staatlichen Lottogesellschaften? Dazu die Wikipedia:

In Deutschland betragen die Spieleinsätze momentan (2006) rund fünf Milliarden Euro pro Jahr. Sie werden wie folgt verwendet:

* Die Hälfte der Einnahmen werden an alle Gewinner ausgezahlt (Totalisatorprinzip), d.h. die Ausschüttungsquote beträgt 50 %. Es ist dieser Betrag, auf den die Spieler spekulieren.
* 23 % werden vom Fiskus als Konzessionsabgabe bzw. Zweckerträge zweckgebunden vereinnahmt, d. h. dieser Betrag muss vom Staat wieder für gesetzlich festgelegte Zwecke ausgegeben werden, wie z. B. Sportförderung, Kunstankäufe, Umwelt oder Jugendprojekte.
* 16,7 % gehen als Lotteriesteuer in den allgemeinen Länderetat.
* 7,5 % werden an die Annahmenstellen (Pächter) als Provision bezahlt.
* Für die Verwaltung und als Einnahme für die Lottogesellschaften werden 2,8 % einbehalten.

Werden also z. B. für 10.000 Euro Lottoscheine verkauft, bleiben in der Annahmestelle 750 Euro, beim Finanzministerium 1.670 Euro (allein aus der Lotteriesteuer haben die Landesfinanzminister von 1955 bis 2005 rund 20,5 Milliarden Euro eingenommen). 5.000 Euro davon werden auf die verschiedenen Gewinnklassen (siehe oben) verteilt. Die prozentuale Verteilung erfolgt je nach Gewinnklasse unterschiedlich. Innerhalb der einzelnen Gewinnklassen jedoch erfolgt die Verteilung der Gewinnsumme gleichmäßig auf die Anzahl der Gewinne.

So oder so habe ich das Gefühl, dass Tipp24 ein verdammt heißes Spiel spielt. Ob das am Ende gut ausgehen wird? Smart ist der Schachzug allemal, mir nix dir nix ein Parallel-Lotto aufzuziehen. Als Gelegenheitsspieler ist es mir unter dem Strich völlig Banane, ob ich Lotto über staatliche oder indirekt über private Kanäle spiele. Wie allerdings eine Tipp24 Jackpots iHv 30 Mio Euro auf einen Schlag auszahlen will, ist mir schleierhaft. Nicht, dass die sich am Ende am Versicherungsmarkt bedienen.

via Themenmixer