Ich bin vor einigen Tagen auf einen Artikel mit der Überschrift „Veröffentlichung der eigenen Einnahmen – Guter Schachzug oder Eigentor?“ gestoßen. Der Autor Peer Wandiger wägt zusammen mit seinen Lesern ab, ob man seine Blog-Einnahmen veröffentlichen sollte.

Ein Punkt fehlt mir in der Diskussion oder ich habe ihn übersehen: „Leuchtturm-Funktion“. Man kann zeigen, dass man mit Hilfe eines bzw. mehrerer Blogs einen Teil seines Einkommens bestreiten kann. Je nach Leser mag das höher oder niedriger erscheinen. Manchen genügt es bereits, dass man die Hostingkosten einspielt. Andere wiederum freuen sich, dass sie ihr Hobby finanzieren können.

Die Gretchenfrage für Interessierte ist natürlich eine häufig gestellte. Ebenso von Außenstehenden. Kann man „genug verdienen“? „Genug“ ist wachsweich, halten wir uns daher an einen bestimmten Wert. Dem durchschnittlichen Einkommen (yadda yadda, ich weiß, es ist ein Durchschnitt). Der soll laut der Deutscher Rentenversicherung bei ca. 31.000 Euro brutto jährlich liegen (rund 2.500 Euro/Monat). Der Wert ist nicht wirklich allzu hoch, um das mit dem Bloggen zu erreichen. Wie das? Kann das sein, dass es so einfach ist? Womit hängt es zusammen, dass aus Bloggen als Hobby eine einkömmliche Arbeit werden kann?

Was muss man als Blogger tun, um diesen Wert zu erreichen?
1. Arbeiten & Lernen = Bloggen
2. Täglich 8 Stunden für einen unbestimmten Zeitraum

Was noch?
3. Niemand stürzt sich ins kalte Wasser, gibt seinen Job auf und legt wie ein Verrückter los. Man lässt es langsam angehen. Je nach Intelligenz und Geschick kann diese Phase rund 3-6 Monate andauern. Bis man sich entscheiden kann, an Fahrt aufzunehmen oder es sein zu lassen.

4. Am Anfang steht ein Plan. Manche denken, dass sie keinen brauchen, ihr Kopf sei Plan genug. Gut, dann werden die Learnings eben zufällig sein, was aber dem Zufall Vorschub leistet und vieles wird unterwegs verschenkt. Ich erschrecke regelmäßig, wenn ich mit klagenden Bloggern spreche, die völlig wirr argumentieren, was ging und nicht ging. Sie haben keinen Plan, ach… Ohne Plan kein Blick. Ein Plan zwingt zum Strukturieren, gezielten und bewussten Vorgehen. Nix mehr wirrie, sondern kopp. Der Plan muss zwingend die wichtigsten Eckpunkte enthalten. Auch wenn man zu Beginn vieles nicht weiß. Macht aber nichts. Was wären die Inhalte des Plans? So sollte man sich vorab erkundigen, ob überhaupt genügend Einnahmepotentiale zum Blog-Thema vorhanden sind. Bin ich am Thema so sehr interessiert, dass ich mich auf Dauer motivieren kann? Mache ich es nur, weil ich Geld verdienen will? Gibt es genügend passende Unternehmen, die Werbung im Netz schalten? Gibt es passende Affiliate-Programme? Kann man sich so positionieren, dass man von Unternehmen eingeladen wird, um als Experte seine Dienste anzubieten? Wo finde ich Quellen zum Blog-Thema? Wann starte ich mit welchen Themengruppen? Welcher Themenmix erreicht wen, wird es einen roten Faden geben? Gibt es auf Facebook und anderen Social Networks Personen und Personengruppen, die sich dafür interessieren? Interessiert sich die Presse für Dein Blog-Thema? Was muss man erreichen, um wahrgenommen zu werden (es geht nicht nur um Traffic)? Wieviel kann ich an Zeit investieren, an welchen Stellen setze ich zuerst an? Was kann ich nicht machen mangels Zeit? Was kann ich machen, wenn ich mehr Zeit habe? Priorisierung ist dabei A und O. Was kann man später erledigen, was spielt jetzt noch keine Rolle? Welche markanten Ziele setze ich mir und wie erreiche ich diese. Nicht alle Ziele sind zu jedem Zeitpunkt gleich wichtig. Wie lerne ich, von wem lerne ich, was lerne ich?

Ich möchte das jetzt nicht zu sehr ausbauen, habe ja versprochen, dass ich einen Blog-Businessplan erstellen werde. Wichtig ist an einem Plan, dass man sich bestimmter Zusammenhänge bewusst wird. Dass man nicht ziellos durch die Gegend bloggt, um sich nicht wie in der Tretmühle vorzukommen. Man lernt und agiert bewusst. Was den Spaß am Bloggen nicht einmal ansatzweise mindert. Im Gegenteil, man trainiert sich bewusst und wird besser als der Regionalliga-Kicker. Je mehr man kann und weiß umso mehr kann man auf der Klaviatur des Bloggens spielen, umso größer wird die Spielfreude sein.

5. Nicht „in the blog“ denken, sondern „out of the blog“ (siehe modern blogging). Niemand wartet auf Dein Blog, man sollte tunlichst auf Dritte zugehen

6. Kommen wir zum Plan zurück: In regelmäßigen Abständen sollte der Plan justiert, Ziele abgeglichen und neue Erkenntnisse notiert werden.

7. Wie lange dauert es?
Nach einem halben Jahr Lernphase sollte man wissen, was die wichtigsten Faktoren sind. Was nicht heißt, dass man ausgelernt hat. Nach einem Jahr weiß man, ob man sein Ziel jemals erreichen kann, um überhaupt ein Durchschnittseinkommen zu erreichen. Alles unter Jahr ist unrealistisch, solange man nicht ein Blog-Profi ist und ein neues Blog aufmacht. In der Regel dauert es 1-3 Jahre, um als bewusst bloggender Publizist das Durchschnittseinkommen iHv 31.000 Euro zu erreichen. Die Phase bis dahin ist sehr aufwendig, anstrengend und schweißtreibend.

8. Warum schafft man es dennoch nicht?
Viele wagen den Sprung vom Hobby nicht ins selbständige Dasein eines Publizisten. Das liegt eben und insbesonders daran, dass man von Teilzeittätigkeit nicht in eine Vollzeittätigkeit wechseln kann. Teilzeit-Bloggen heißt, dass man womöglich an die 1.000 Euro/Monat kommt. Dann ist auch schon langsam das Ende der Fahnenstange erreicht. Vollzeitbloggen heißt, dass man ca. 1-2 Jahre kontinuierlich weiter arbeiten muss, bis man das Durchschnittseinkommen und mehr erreicht. Wie soll man bis dahin die Einkommenslücke decken, wenn man nicht mehr „real“ arbeiten geht?

Ein weiterer Faktor spielt eine große Rolle: Viele Blogger lernen nicht strukturiert, sie machen sich viele Zusammenhänge nicht bewusst. Bloggen heißt eben nicht nur Bloggen, sondern ein Großteil des Bloggens ist gerade zu Beginn Lernen und Ausprobieren und Lernen. Immer unter dem Aspekt des „Pro-Bloggens“ betrachtet natürlich.

Andere wiederum „scheitern“ an den mangelnden Einkommensquellen. Man kann sich noch so sehr anstrengen, aber der Markt ist zu klein, es gibt kaum Unternehmen, die Werbung online schalten, es gibt keine Affiliate-Programme, Google AdSense gibt mangels Traffic nicht genug her, man selbst sieht sich nicht in der Lage, Einkommensquellen an anderen Stellen aufzutun, das Blog dabei indirekt wirken zu lassen (das alte Spiel der Freelancer-Blogs).

Mit dem Thema „mangelndes Talent“ bin ich von Natur aus vorsichtig. Es wäre dann ein Faktor, wenn Bloggen partout nicht zur Finanzierung des Lebenseinkommens dienen könnten. Oder der Wettbewerb so dicht ist, dass man mit herkömmlicher, guter, alter Arbeit nicht zum Ziel kommt. Da ich aber immens viele Lücken sehe, die noch nicht abgedeckt sind, kann ich es auf mangelndes Talent nicht zurückführen.